Bloß ein Leberfleck – oder Hautkrebs?

Leberflecken entstehen, wenn bestimmte Hautzellen, die sogenannten Melanozyten, den Farbstoff Melanin bilden. Melanin ist auch der Stoff, der nach einem Sonnenbad die Haut braun färbt. „Ein Leberfleck kann als ein erfolgloser Versuch der Haut bezeichnet werden, sich vor Lichtstrahlen zu schützen“, sagt Christoffer Gebhardt vom Hauttumorzentrum der Uniklinik Hamburg-Eppendorf.

Farben und Formen

Leberflecken sind die häufigsten gutartigen Veränderungen der Haut, erklärt der Experte. Sie treten in verschiedenen Farben auf – manche sind rot-braun wie die Leber, manche schwarz-braun oder braun-gelb, andere bläulich, wenn sie tiefer in der Haut liegen. Nur sehr selten entartet ein Leberfleck zu einer bösartigen Hautveränderung – passieren kann es aber. Auffällige Flecken sind daher ein Fall für den Hautarzt.

„Statistisch entwickelt sich lediglich aus jedem zehntausendsten Leberfleck ein malignes Melanom, also ein schwarzer Hautkrebs“, erklärt Gebhardt. Faustregel: Je mehr Flecken, desto höher das Krebsrisiko. „Auch Menschen, in deren erstgradiger Verwandtschaft – also bei Eltern oder Geschwistern – Hautkrebs auftrat, haben ein deutlich erhöhtes Risiko, an Hautkrebs zu erkranken.“

In Deutschland wird im Jahr bei rund 21.000 Menschen die Diagnose schwarzer Hautkrebs gestellt, Männer und Frauen sind etwa gleich häufig betroffen. Im Schnitt sind die Betroffenen 64 Jahre alt, wenn sie die Diagnose erhalten.

Leberflecken sind entweder schon bei der Geburt vorhanden oder entstehen erst später. Die genaue Ursache angeborener Muttermale ist unklar. Erworbene Leberflecken – also solche, die erst nach der Geburt beziehungsweise nach den ersten beiden Lebensjahren auftreten – entstehen durch eine Kombination aus erblicher Veranlagung und Bestrahlung durch UV-Licht. Meistens passiert das im Kindes- und Jugendalter. Sogenannte Altersflecken entstehen ebenfalls durch vermehrte UV-Lichtexposition. Menschen mit hellerem Hauttyp haben in der Regel mehr Leberflecken.

Sommersprossen sind keine Leberflecken, sondern eine eigene Kategorie. „Sie sind flüchtige Veränderungen in der obersten Hautschicht“, sagt Gebhardt. Den Effekt kennen viele Sommersprossen-Besitzer: Mit dem Ende des Sommers verschwinden die Punkte wieder. Sommersprossen sind harmlos, aus ihnen entsteht kein Hautkrebs.

Die ABCDE-Regel

Selbst zu beurteilen, ob ein Leberfleck normal ist oder nicht, kann schwer sein. „Die sogenannte ABCDE-Regel ist ein wichtiges Tool für die eigene Vorsorge und kann helfen, Leberflecken einzuschätzen“, sagt Katharina Schürings, Fachärztin für Dermatologie in Düsseldorf.

Dabei wird ein Leberfleck auf verschiedene Merkmale untersucht:

  • Ist er asymmetrisch?
  • Hat er eine unregelmäßige Begrenzung?
  • Hat er ein unterschiedliches Colorit? Denn je mehr Farben ein Hautmal hat, desto verdächtiger ist es. Ist sein Durchmesser größer als sechs Millimeter?
  • Hebt er sich von der Hautoberfläche ab, hat also eine Elevation?

„Meist fallen einem veränderte Hautmale auf. Manchmal jucken oder nässen sie oder bilden Schorf“, erklärt Schürings. Wer einen Leberfleck als auffällig identifiziert hat oder ein Hautmal hat, bei dem er unsicher ist, sollte sich an einen Dermatologen wenden.

Die gesetzlichen Krankenkassen zahlen alle zwei Jahre ein Hautkrebs-Screening für Männer und Frauen ab 35 Jahren. Dazu gehört eine gezielte Anamnese und eine visuelle Ganzkörperuntersuchung. Viele Kassen übernehmen die Kosten für so ein Screening auch schon früher. Wenn es bei diesen Untersuchungen Hinweise auf eine Erkrankung gibt, lässt sich diese in der Regel frühzeitig und mit guten Heilungschancen behandeln, erklärt der Spitzenverband der Krankenkassen (GKV-Spitzenverband).

Bei Verdacht auf eine bösartige Veränderung oder gar Hautkrebs wird das ganze Muttermal operativ entfernt. Denkbar und möglich ist auch, ein Muttermal aus ästhetischen Gründen zu entfernen. Manchmal stören Muttermale, da sie sich an ungünstigen Stellen befinden – zum Beispiel unter dem BH oder im Bereich des Hosenbundes. Dabei sollten Betroffene allerdings bedenken, dass Narben insbesondere in der Körpermitte nur schlecht heilen, warnt Hautärztin Schürings. Die Heilung im Gesicht hingegen verläuft meist sehr gut. Wichtig: Für die Entfernung solcher Muttermale zahlt die Krankenkasse nicht.

Der größte Risikofaktor

„Unsere Haut ist berufsbedingt sonnen- und lichtentwöhnt“, sagt Hautkrebs-Spezialist Gebhardt. „In unserer Freizeit und im Urlaub setzen viele ihre Haut aber ungeschützt kurzfristig hohen Dosen von Sonnenlicht aus.“ Die energiereiche UV-Strahlung kann dann das Erbgut von Zellen zerstören – aus der gesunden Hautstammzelle wird dann vielleicht eine Krebsstammzelle.“ In den vergangenen Jahren sei aber das Bewusstsein über die Gefahren übermäßiger Sonnenexposition und über die Bedeutung des richtigen Schutzes vor der Sonne zum Glück gestiegen, so Gebhardt.

Die wirksamste Methode, Hautkrebs vorzubeugen, sei der richtige Schutz vor der Sonne: lange Kleidung tragen, Sonnencreme auflegen, um die Mittagszeit im Schatten bleiben. „Es gibt keine gesunde Bräunung“, warnt Schürings. „Bräunung ist immer ein Schutzmechanismus der Haut.“

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