An Leipziger Uni-Klinik getestet: Neue Gen-Therapie schlägt bei Krebspatient an

Sie soll die Lebenserwartung deutlich verlängern oder gar zur Heilung führen: eine neue Gen-Therapie gegen Krebs. Jetzt kam sie zum ersten Mal an der Uniklinik Leipzig zum Einsatz – an einem Patienten mit Lymphdrüsenkrebs. Die Therapie habe bei ihm angeschlagen, berichten die Ärzte.

Am Leipziger Universitätsklinikum (UKL) wurde ein Patient mit Lymphdrüsenkrebs zum ersten Mal mit einer Gen-Therapie behandelt – mit Aussicht auf Erfolg. Nachdem sie alle anderen Therapiemöglichkeiten ausgeschöpft hatten, entschieden sich die Ärzte für eine Kombination aus Zell- und Gen-Therapie, die erst im August vergangenen Jahres in Europa zugelassen wurde. Ihr Name: Kymriah.

„Eine erfolgreiche Behandlung mit Kymriah könnte zu einer deutlich verlängerten Lebenserwartung des Patienten oder – im besten Fall – sogar zu einer Heilung führen“, teilte das Uniklinikum mit.

Ob die Therapie wirklich erfolgreich war, lässt sich erst in ein paar Monaten sagen

Die Leipziger Ärzte sind zuversichtlich: Die ersten Tage nach der Behandlung hätten gezeigt, dass die Therapie bei dem Mann mit fortgeschrittenem Lymphdrüsenkrebs angeschlagen hätte. Sein Zustand hätte sich bereits wesentlich verbessert, dem Patienten gehe es „bestens“.

„Bei ihm traten keine schweren Nebenwirkungen auf, das ist hervorragend“, konstatiert Uwe Platzbecker, Direktor der Medizinischen Klinik und Poliklinik I und Leiter des Bereichs Hämatologie und Zelltherapie. Von einem richtigen „Erfolg“ wolle er aber erst sprechen, wenn der Tumor nach drei Monaten nicht weitergewachsen und nach einem Jahr im besten Fall komplett oder zumindest zur Hälfte verschwunden sei.

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Schwere Nebenwirkungen: Die ersten zehn Tage nach Therapiebeginn sind entscheidend

Bei der Gen-Therapie mit dem Wirkstoff Tisagenlecleucel werden angereicherte Immunzellen des Krebspatienten gentechnisch so manipuliert, dass sie zielgerichtet gegen einen bestimmten Tumor vorgehen können, erklärt Platzbecker.

Dafür werden sie dem Patienten bei einer Apharese (Blutwäsche) entnommen, zur Behandlung in ein Speziallabor in die USA geschickt und dem Patienten danach wieder zugeführt. „Neu ist dabei, dass kein Antikörper die Krebszelle bindet und zerstört, sondern die Immunzelle, also die T-Zelle selbst“, sagt Platzbecker.

Vor allem die ersten zehn Tage nach Rückgabe des veränderten Zellmaterials in den Körper gelten als schwierig: Schwere Nebenwirkungen können auftreten, darunter grippeähnliche Symptome, hohes Fieber, eine Lungenentzündung oder akute Nierenschäden.

Die Kosten für die Gen-Therapie liegen bei rund 340.000 Euro

Diese kritische Phase habe der Leipziger Patient heil überstanden, laut dem UKL ein erfreulicher, „erster Teilerfolg“. Nun könnten die manipulierten Zellen ihre „Wanderung“ in die Lymphknoten des Mannes angehen und beginnen, die Krebszellen zu zerstören.

Die Gen-Therapie Krymiah, die das Schweizer Pharma-Unternehmen Novartis hergestellt hat, kostet rund 340.000 Euro. Für Klinikdirektor Platzbecker stellt der erste Einsatz am UKL einen „wichtigen Meilenstein“ dar, weitere Anwendungen sollen folgen. Bei vier Patienten hätten die Krankenkassen bereits ihre Genehmigung erteilt, fünf weitere stünden noch auf der Warteliste.

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