Können Lippenpflegestifte Herpes übertragen?

Können Lippenpflegeprodukte tatsächlich Herpes übertragen?

Laut Fachleuten sind etwa zwei von drei Menschen mit Herpesviren infiziert. Viele merken dies aber gar nicht. Deswegen kann es leicht passieren, andere unbewusst mit den Viren anzustecken. Oft wird behauptet, dass Herpes auch über Lippenpflegestifte übertragen werden kann. Stimmt das aber wirklich?

Gesundheitsgefährdende Stoffe in Lippenpflege

Für viele Menschen ist es selbstverständlich, stets einen Pflegestift für ihre Lippen zur Hand zu haben. Untersuchungen haben jedoch gezeigt, dass von manchen dieser Stifte eine große gesundheitliche Gefahr ausgehen kann, da sie Substanzen enthalten, die möglicherweise krebserregend sind. So wurden im Rahmen einer älteren Studie, die für das nordrhein-westfälische Verbraucherschutzministerium durchgeführt wurde, Mineralöle in Lippenpflege gefunden. Außerdem soll man sich über Lippenpflegestifte mit Herpes infizieren können. Eine Expertin klärt darüber auf, ob das tatsächlich stimmt.

Oft wird behauptet, dass man sich auch über Lippenpflegestifte mit Herpes infizieren kann. Stimmt das aber wirklich? (Bild: Dan Race/fotolia.com)

Die meisten Menschen fangen sich die Viren schon in der Kindheit ein

Herpes ist extrem weit verbreitet, bis zu 90 Prozent der Bundesbürger tragen die Viren in sich. Weltweit sollen zwei von drei Personen damit infiziert sein.

Wer sich einmal mit dem Virus angesteckt hat, wird es nicht mehr los. Es schlummert, um immer wieder in Form von lästigen Bläschen auszubrechen.

Die meisten Menschen erwerben Herpesviren bereits in der frühen Kindheit. Nach einmaliger Infektion bleiben die Viren lebenslang im Körper.

„In Zeiten von Abwehrschwächen des Körpers, zum Beispiel bei Stress, Erkältungen, Fieber, Menstruation und Sonnenbestrahlung, kann es zur Reaktivierung der Viren und zu Beschwerden kommen“, erklärt die Techniker Krankenkasse (TK) auf ihrer Webseite.

Auch Angst, hormonelle Schwankungen oder Medikamente, die das Immunsystem unterdrücken, sind bekannte Risikofaktoren.

Meist keine nachhaltigen gesundheitlichen Beeinträchtigungen

Zu den acht bekannten menschlichen Herpesviren gehören unter anderen das Herpes-simplex-Virus, das die bekannten Bläschen im Mundbereich (Herpes im Mund bzw. Lippenherpes oder Herpes labialis) verursacht, das Varizella-Zoster-Virus, das Windpocken und Gürtelrose hervorruft, und das Epstein-Barr-Virus, das das Pfeiffersche Drüsenfieber auslöst und zudem an der Entstehung zahlreicher Krebserkrankungen beteiligt ist.

Obwohl Infektionen mit Herpesviren bei den meisten Menschen die Gesundheit nicht nachhaltig beeinträchtigen, haben Patienten mit stark geschwächtem Immunsystem – beispielsweise nach Transplantationen – Schwierigkeiten, die Viren unter Kontrolle zu halten.

Das kann zu Abstoßungsreaktionen und schweren Organschädigungen bis hin zum Tod führen.

Auch für Babys kann ein Herpesviren-Infekt tödlich enden, wie verschiedene Fälle gezeigt haben.

Wie bekommt man Herpes?

Doch wie infiziert man sich eigentlich? „Herpes ist leicht übertragbar. Ein besonders hohes Risiko besteht bei direktem Kontakt mit den Bläschen oder Geschwüren, zum Beispiel beim Küssen oder beim Sex“, schreibt die Deutsche Aidshilfe auf ihrer Webseite.

„Aber Herpes kann auch durch Tröpfchen- und Schmierinfektion weitergegeben werden, also zum Beispiel durch Husten, Niesen oder das gemeinsame Benutzen eines Glases“, heißt es dort weiter.

Zudem kann das Virus „von einer Körperregion zur anderen gelangen, zum Beispiel über die Hände.“

Kann man sich aber auch über Lippenpflegestifte infizieren, wie oft behauptet wird?

Trockene Lippen sind anfälliger für Viren

Bei trockenen Lippen ist die natürliche Hautbarriere geschwächt, weshalb sie grundsätzlich empfänglicher für Viren sind.

Daher ist es laut Fachleuten möglich, sich über einen Lippenpflegestift mit Herpes anzustecken. Allerdings ist dieses Risiko gering.

„Außerhalb des menschlichen Körpers überleben Herpes-Viren nicht einmal eine Minute lang“, erklärte die Dermatologin Uta Schlossberger gegenüber dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND).

Außerdem könne der Erreger lediglich in der Ausbruchsphase, also über ein frisches Bläschen, übertragen werden.

Creme statt Stift

Um sicherzugehen kann man aber statt einem Pflegestift auch eine Creme benutzen, um trockene Lippen zu behandeln. Die Expertin rät zu fetthaltigem Balsam.

„Wichtig ist hierbei, dass die Creme frei von Silikonen und Parabenen ist – sonst kann die Haut noch anfälliger für Entzündungen werden“, so Schlossberger laut dem RND.

Empfehlenswert sind unter anderem Produkte auf Bienenwachsbasis. Vor allem Lippenpflege mit Manuka-Honig sind aufgrund ihrer hohen antibakteriellen Wirkung sehr beliebt.

Behandlung von Herpes

Zwar lassen sich Herpes-Viren nicht wieder aus dem Körper entfernen, doch Medikamente können ihre Vermehrung im Körper verringern.

„Meistens werden die antiviralen Wirkstoffe als Creme auf die befallenen Stellen aufgetragen“, schreibt die Deutsche Aidshilfe.

„Sie können aber auch in Form von Tabletten oder Injektionen verabreicht werden, wenn die Krankheit einen schweren Verlauf nimmt oder ein stärkerer Ausbruch der Krankheit verhindert werden soll“, so die Experten.

Natürliche Hilfe

Als schnelle Hilfe bieten sich auch Eiswürfel bzw. ein Eispad an. Diese sollten in ein Küchentuch gewickelt mehrere Minuten lang auf die betroffene Stelle gedrückt werden.

Dadurch können das Kribbeln und Jucken oft gelindert werden. Doch Vorsicht: das Eis darf keinesfalls direkt auf die Haut gelegt werden, denn sonst drohen Erfrierungen.

Auch Hausmittel wie Zitronenmelissenöl können helfen. Dies konnte auch schon wissenschaftlich belegt werden.

So zeigten Laborversuche von Forschern der Universität Heidelberg, dass das ätherische Öl Herpes-Viren abblocken kann. Dadurch verschwinden die Bläschen schneller wieder. (ad)

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